"Alles kann Kunst werden: Entdecken Sie, wie" – Ein Gespräch mit Manfred Blohm

Erkunden Sie mit Manfred Blohm, wie kreatives Denken und die Beschäftigung mit Kunst das Leben bereichern können. In unserem Interview gibt er Einblicke in sein Seminar ‚Was hat das mit mir zu tun?‘, das vom 7.-9. März stattfindet und Teilnehmende dazu einlädt, Kunst auf eine persönliche und unmittelbare Weise zu erleben. Manfred Blohm war Kunstprofessor an der Europa-Universität Flensburg und ist Autor mehrerer Bücher. Heute leitet er bundesweit Workshops, die die Teilnehmenden dazu ermutigen, Kunst zu entdecken und selbst kreativ zu werden.

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Herle Forbrich: Sie haben sowohl als Lehrer an einer Gesamtschule als auch in der Wissenschaft gearbeitet. Ab 1995 waren Sie Professor für Bildende Kunst an der Universität Flensburg. Wie sind Sie ursprünglich zur Kunst gekommen? 

Manfred Blohm: Ursprünglich bin ich über meinen Kunstlehrer am Gymnasium in Wilhelmshaven zu meinem Interesse an Kunst gekommen! Er ging mit uns regelmäßig in die Wilhelmshavener Kunsthalle, die vor allem jüngere Kunst zeigte. 

HF: Wie verbinden Sie Kreativität und Wissenschaft? 

MB: Kreativität ist nicht unbedingt mit Kunst gleichzusetzen. In allen Bereichen des Lebens, auch im Alltag, spielt Kreativität eine Rolle. Künstler:innen sind nicht unbedingt kreativere Menschen als viele andere. Und nicht jede Kunst ist Zeichen von Kreativität. Auch in der Wissenschaft ist Kreativität gefragt, zum Beispiel beim Finden einer Forschungsfrage.

HF: Gibt es Kunstrichtungen, Künstlerinnen und Künstler, die Ihnen besonders gefallen oder Ihnen viel bedeuten? 

MB: Nein, es sind nicht Richtungen in der Kunst, die mir „gefallen“. Mir gefallen bestimmte Werke wie beispielsweise die Landschaftszeichnungen von Rembrandt oder einige Arbeiten aus dem grafischen Werk von Picasso. Häufig fasziniert mich Kunst, in der handwerkliche Aspekte eine Rolle spielen, also ein gewisses handwerkliches Können, das in den Werken steckt. 

HF: Welche Rollen spielen unterschiedliche Kunstrichtungen in dem Workshop (7.3.-9.3.2025)?

MB: In dem Workshop spielen unterschiedliche Kunstrichtungen zunächst keine Rolle. Vielmehr geht es um Fragen, wie zum Beispiel, wie etwas heute zu Kunst wird. Spätestens mit dem Dadaismus, also seit etwas mehr als 100 Jahren kann alles zu Kunst werden. Und interessanterweise kann alles Mögliche, wenn es in den Kunstkontext gekommen ist, genussvoll als Kunst von den Betrachter:innen betrachtet werden. Auch mit solchen Aspekten werden wir uns beschäftigen.

HF: In Ihrem Workshop 'Was hat das mit mir zu tun?' legen Sie großen Wert auf die persönliche Annäherung an Kunst. Wie kamen Sie auf die Idee für einen Workshop, der Kunstbetrachtung, Biografisches und eigenes kreatives Tun miteinander verbindet? 

MB: Ich arbeite schon seit vielen Jahren an den Schnittstellen zwischen Kunst, Biografiearbeit, Pädagogik und seit einigen Jahren Kunsttherapie. Ich habe zu diesen Schnittstellenbereichen nicht nur Workshops veranstaltet, sondern auch Bücher herausgegeben. 

Man kann Kunst einfach als schick betrachten oder Kunstwerke mögen, ohne über den eigenen Geschmack und die Gründe nachzudenken. Zu sagen „Das Werk ist schön!“ ist vollkommen ok! Aber man könnte sich auch fragen, wieso man dieses Werk mag und über die Geschmacksfrage hinausgehen, indem man beispielsweise den Kontext dieses Werkes betrachtet. Und etwas weitergehend könnte es spannend sein zu fragen: „Hätte ich das Werk auch gemocht, wenn ich vor 400 oder 500 Jahren gelebt hätte?“ Hätte ein solches Werk vor 400 oder 500 Jahren überhaupt entstehen können? Auch das sind Fragen, die im Workshop thematisiert werden.

HF: Werden Sie mit den Teilnehmer:innen Kunst machen? 

MB: NEIN! Wir werden weder Kunst machen noch Kunstwerke erarbeiten. Vielmehr werde ich mit den Teilnehmenden niederschwellig kreativ gestalterisch tätig werden. Wir werden ausprobieren, wie wir zum Beispiel einfache Materialien, Farben und Formen kombinieren und zueinander in Beziehung setzen, so dass so etwas wie Spannung oder Harmonie entsteht und wahrgenommen werden kann. Stoffreste oder bunte Papier-Schnipsel oder auch Verpackungsreste können dabei zum Einsatz kommen. Das was entsteht wird individuell sehr unterschiedlich aussehen.

HF: Sie haben bereits zahlreiche ähnliche Workshops durchgeführt. Könnten Sie einige Rückmeldungen teilen, die Sie von Teilnehmenden erhalten haben? Wie gehen Sie speziell mit Teilnehmenden um, die sich selbst als unkreativ betrachten oder zögern, sich künstlerisch auszudrücken?

MB: Ich habe aktuell ähnliche Workshops an der Universität Hannover (im Bereich des Seniorenstudiums), an der Sigmund-Freud-Privat-Universität in Berlin, aber auch mit interessierten Menschen in Flensburg durchgeführt. Ich passe meine Workshops an die Menschen in ihren Unterschiedlichkeiten und unterschiedlichen Voraussetzungen und Erfahrungen an. Viele Teilnehmende haben mir rückgemeldet, dass sie neue und ihnen so noch nicht bekannte Blicke auf Kunst und ihre Erfahrungen mit Kunstwerken gewonnen haben. Manchmal sind auch neue Blicke auf sich selbst entstanden.

HF: Sie haben sich in den letzten Jahren zunehmend mit Kunsttherapie beschäftigt und auch Bücher zu dem Thema herausgegeben. Wird der Workshop auch an der Psychotherapie orientiert sein?

MB: NEIN, ich arbeite nicht psychotherapeutisch im Rahmen meiner Workshops. Ich bin kein Psychotherapeut! Was mir wichtig ist, ist, dass sich die Teilnehmenden wohlfühlen und dass auch viel gelacht werden kann. Über die Kunst ebenso wie über sich selbst. Und auch über mich übrigens ;-)

Vielen Dank! 

Mehr Informationen zum Workshop "Was hat das mit mir zu tun?" – Kunst entdecken und selbst kreativ werden" auf unserer Webseite

 

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