Herle Forbrich: 2006 erschien Ihr erster Krimi „Deichgrab“, der mit dem Medienpreis des Schleswig-Holsteinischen Heimatbundes ausgezeichnet wurde. Seitdem haben Sie 20 Krimis veröffentlicht, die alle einen starken regionalen Bezug zu Ihrer Heimat Nordfriesland haben. Was hat Ihre Begeisterung für Krimis geweckt, und was fasziniert Sie besonders an “Heimatkrimis”?
Sandra Dünschede: Zum Krimischreiben bin ich eigentlich eher zufällig gekommen. Mein Mann ist ein typischer ‚Tatort‘-Zuschauer und seit Jahren schauen wir am Sonntagabend diese Krimiserie. Meist weiß ich relativ schnell, wer der Täter/die Täterin ist – jedenfalls schneller als mein Mann. Dadurch entdeckte ich, dass mir das Krimimuster liegt, logisch und schlüssig erscheint, und habe mich selbst an einem Kurzkrimi versucht. Die Idee war jedoch für einen kurzen Text zu groß gedacht – dabei herausgekommen ist das ‚Deichgrab‘. Aber den Begriff ‚Heimatkrimi‘ oder auch ‚Regionalkrimi‘ mag ich trotzdem nicht so gerne, er stuft einen Roman herab, dabei hat jede Geschichte einen Schauplatz. Bei mir ist das eben der Norden – wo ich mich zuhause fühle.
HF: Sie leiten seit vielen Jahren Schreibseminare für Kreatives Schreiben und speziell für Krimis. Was macht für Sie eine wirklich gute Kriminalgeschichte aus, und wie vermitteln Sie das Ihren Teilnehmenden?
SD: Eine gute Kriminalgeschichte braucht zunächst einmal einen logischen und schlüssigen Plot. Ich zeige den Teilnehmenden auf, dass es beim Krimi wichtig ist, die Geschichte des Verbrechens zu entwickeln, anschließend braucht es ein Handlungsgerüst, in dem der Fall dann ‚von hinten aufgerollt‘ wird. Und Recherchen haben einen großen Einfluss auf eine gute Kriminalgeschichte – das betone ich in meinen Seminaren. Nicht immer reicht es aus, im Internet zu recherchieren – Tipps für andere Quellen erhalten die Teilnehmenden in meinen Schreibseminaren.
HF: Das Krimi-Genre ist unglaublich vielseitig – von klassischen Rätselkrimis über Psychothriller und Heimatkrimis bis hin zu den beliebten Cosy-Crime-Geschichten. Wie werden Sie im Workshop (4.4.-6.4.2025) auf die Unterschiede der Genres eingehen, und warum ist es wichtig, diese Vielfalt zu kennen?
SD: Zunächst einmal ist es wichtig zu verstehen, was der gemeinsame Nenner all dieser Subgenres ist – nämlich das Verbrechen. Die verschiedenen Varianten des Krimis ergeben sich durch die jeweilige Umsetzung, die stark durch persönliche Vorlieben geprägt wird. Ich unterstütze die Teilnehmenden dabei, ihr Subgenre zu finden.
HF: Figuren in Krimis sind vielschichtig und oft voller Geheimnisse, die im Verlauf der Geschichte aufgedeckt werden. Außerdem spielen Detektive, Polizistinnen und Polizisten eine große Rolle. Die meisten kennen schließlich Miss Marple, Sherlock Holmes oder auch Kurt Wallander. Wie wichtig ist die Figurenentwicklung für eine gute Kriminalgeschichte?
SD: Figuren sind in jeder Geschichte das Herzstück, denn durch sie wird die Handlung getragen. Eine gute Figurenentwicklung ist immer wichtig – nicht nur im Krimi.
HF: Krimis werden gerne gelesen aber es gibt auch Menschen, die sich bisher wenig mit dem Genre beschäftigt haben. Was können die Teilnehmenden in Ihrem Workshop (4.4.-6.4.2025) lernen, das über den Krimi hinausgeht und für das Schreiben allgemein wertvoll ist?
SD: Vielen Menschen ist nicht bewusst, wie viel Vorarbeit eine Geschichte bedarf. Figurenentwicklung, Handlungsaufbau, Recherchen – all das sind Bestandteile des Workshops, die nicht nur zum Krimischreiben wichtig sind.
HF: Haben Sie selbst einen Lieblingskrimi oder eine Lieblingsautorin bzw. einen Lieblingsautor, die Sie inspirieren?
SD: Tatsächlich lese ich eher selten Krimis – wenn, dann Simon Beckett, Karin Slaugther oder Eva Björg Ægisdóttir, eine isländische Autorin, die ich vor einiger Zeit für mich entdeckt habe.
Vielen Dank!
Mehr Informationen zum Workshop “Ohne Krimi geht die Mimi…” hier auf unserer Webseite.
Mehr Informationen über die Autorin Sandra Dünschede auf ihrer Webseite.
(Foto: Gesche Jäger/www.geschejaeger.de)